EINE ESSAY VON MARÍA SIERRA

Philomena Franz

Zeitzeugin des Roma-Holocaust

Die Memoiren von Philomena Franz

und ihre Übersetzungen ins Französische (links) und Spanische (rechts).

Die Autorin dieses Buches wurde 1922 in Deutschland geboren. Als sie im Schoß einer Sinti-Familie auf die Welt kam, wurde sie eine unfreiwillige Protagonistin in der tragischsten Geschichte des 20. Jahrhunderts: dem Holocaust der Nazis.[1] Jedem, der ihre Geschichte liest, wird klar, dass Philomena Franz in sehr jungen Jahren die Verfolgung und den Völkermord an den durch den Nationalsozialismus hingerichteten Roma aus erster Hand erfahren hat. Heute ist sie eine Überlebende von Auschwitz – und anderen Lagern mit weniger bekannten Namen, die aber nicht weniger der Vernichtung gewidmet waren – und lebt in der deutschen Stadt Bergisch Gladbach in der Nähe von Köln. Sie ist auch die erste Erzählerin, die die Roma beim Schreiben und Veröffentlichen von Memoiren über den Holocaust der Roma thematisierte. Ihre Geschichte wird als persönliches Zeugnis der Denunziation und als Rückforderung der Rechte der Opfer verstanden. Es sind logischerweise Erinnerungen, die in der Vergangenheit verankert sind, jene traumatische Vergangenheit, die die Autorin verbal zu vermitteln versucht, damit sie verstanden und geteilt werden kann. Es sind aber auch Erinnerungen, die in ihrer konkreten Gegenwart entstanden sind und Forderungen für die Zukunft enthalten.

Die autobiographische Erzählung von Philomena Franz ist sind in Kombination mit ihren anderen in diesem Band enthaltenen Schriften eine grundlegende Aussage über die Rassenpolitik der Nazis und, genauer gesagt, das Vernichtungsprogramm des Roma-Volks in Europa. Sie ist aus mehreren Gründen eine außergewöhnliche Erzählerin des Völkermords an den Roma: eine wegweisende Schriftstellerin durch ihre Doppelrolle als Opfer und Zeugin, ihre Bemühungen, die Mauer des Schweigens um die Überlebenden zu durchbrechen, die Notwendigkeit, auf den durch ihren Sohn erlebten Rassismus noch Jahrzehnte nach dem offiziellen Ende des Nationalsozialismus zu reagieren, die Veröffentlichung ihrer Memoiren in deutscher Sprache zu einem entscheidenden Zeitpunkt für den Sinti-Aktivismus… Mehrere Gründe, die zweifelsohne bestätigen, dass dieser 1985 als Buch veröffentlichte Kurztext ein Meilenstein in der Roma-Literatur über den Holocaust ist.

Andererseits verabschiedet sie sich durch ihre Erzählung von den Einschränkungen des Zeugnisses über ihre traumatische Vergangenheit, um auch eine Geschichte über das tägliche Leben vieler deutscher Sinti-Familien vor Hitlers Machtübernahme zu erzählen, die es uns ermöglicht, Details über ein Fragment der europäischen Geschichte zu erfahren, das aus offiziellen Annalen und Archiven gelöscht wurde. Und schließlich enthält dieses Buch von Philomena Franz die Bestätigung einer verfolgten kulturellen Identität, die wiederhergestellt wird, wenn sie der Mehrheitsgesellschaft erklärt wird. Dies geschieht aus der Überzeugung heraus, dass die Bemühungen zur Förderung des interkulturellen Zusammenlebens möglich sind – sie sind erforderlich. In diesem letzten Sinne handelt es sich um einen Diskurs über Roma, der von jenen geführt wird, die sich als eine Person verstehen, die in dem Deutschland verwurzelt ist, in dem sie eine glückliche Kindheit erlebt hat.

[1] Ich beziehe mich auf Fußnote 1 dieser Ausgabe der Memoiren von Philomena Franz, um eine Erklärung für die Verwendung der Begriffe Zigeuner, Roma und Sinti zu erhalten, die auch in dieser Abhandlung verwendet werden.
Diese Arbeit ist Teil der Forschungsprojekte HAR2015-64744P und PCI2019-103527.

Ein Sinti-Mädchen

Die Familie von Philomena Franz (geb. Köhler) ist ein gutes Beispiel für die Lebensweise und Kultur jener Sinti, die, als Hitler 1933 an die Macht kam, seit mehr als fünf Jahrhunderten in Deutschland lebten. Das Engagement für die Musik und zusätzlich für den Reittierhandel bildete ihre Arbeitsnische. Diese Wandergewerbe waren charakteristisch für Roma, gehörten aber seit der Antike auch zum täglichen Wirtschaftsleben der gesamten deutschen Gesellschaft. Sicherlich war das Verhältnis zwischen den Sinti und den nicht rassistisch ausgegrenzten Deutschen ungleich, durch enorme Machtunterschiede gekennzeichnet und durch traditionelle Vorurteile gegen Roma belastet. Wie Eve Rosenhaft jedoch betont hat, demonstrierten die Sinti in diesen Räumen der Interaktion eine Handlungsfähigkeit, die dazu auffordert, sie als eigene historische Subjekte zu verstehen und ihre Verwendung als passives Objekt zur Verstärkung von Vorurteilen und Mehrheitsstereotypen zu überwinden.[2]

Wie die Autorin dieses Buches sich erinnert, hatte sie in der Familie in der so wichtigen Zeit der Kindheit viel Halt. Es war eine Zeit der Sicherheit und des Glücks, von der sie weiß, dass sie anderen verweigert wurde: den Kindern des Holocaust, deren Leiden sie in ihren Memoiren beklagt und das sie vor dem Hintergrund ihrer eigenen Kindeheit intensiv darstellt. Sie widmet den gesamten ersten Teil ihrer Geschichte der Erzählung, wie es war; wie sie in einer Umgebung aufwuchs, in der sie sich gleichzeitig sicher und frei fühlte, in schmerzhaftem Kontrast zu dem, was als nächstes kam. Einige Spezialisten für diese Art von Zeugnissen über den Holocaust bewirken die Idealisierung, die möglicherweise impliziert, die Vergangenheit aus der Erfahrung der anschließenden Verfolgung durch die Nazis zu betrachten. Es besteht jedoch kein Zweifel, dass Memoiren wie die von Philomena Franz eine später verlorene Lebensweise getreu darstellen, die es Sinti-Familien wie ihrer trotz der Tatsache, dass ihr Leben u. a. durch Vorurteile gegen Roma nicht unproblematisch war, ermöglichte, den wirtschaftlichen Nutzen mit der Liebe zum Reisen, zur Natur, zum Feiern und zu anderen Merkmalen, die als typisch für die eigene Kultur verstanden werden, in Einklang zu bringen.

Während der gesamten Erzählung über ihre Kindheit ist die Autorin stolz auf die Werte und Bräuche ihrer Familie und verbindet sie mit Ihrer Liebe für das Gebiet, in dem sie lebten. Die Theater- und Musikgruppe der Familie Haag, angeführt von ihrem Großvater mütterlicherseits, war die Kulisse, in der sie aufwuchs, als sie einen Teil Deutschlands bereiste und gelegentlich andere Länder besuchte.

Die Haags,

eine Musikerfamilie mit Wurzeln im deutschen Bundesland Württemberg.

Es war eine Gruppe mit künstlerischer Anerkennung, und Verträge, in verschiedenen Theatern und auf Feiern aufzutreten, führten sie von einer Stadt zur nächsten. Wie in diesen Memoiren zu lesen ist, liebte Philomena Franz seit ihrer Kindheit Schauspiel und Gesang. Wahrscheinlich machte sich bereits damals Ihre Bühnenpräsenz und besondere Stimme bemerkbar, die sie bis heute beibehalten hat.[3] An die Stimme der „Hexe“, der ihr Großvater durch ihre Art zu singen eine Zukunft in der Welt der Musik vorausgesagt hatte („Du schreist zwar noch ein bißchen, aber aus dir wird schon was werden“) würde sie sich noch viele Jahre nach Auschwitz bedauernd erinnern – plus an all den Horror von den Todeslagern – das Ende ihrer Chancen, dieses „Was“ zu sein, von dem sie in ihrer Jugend geträumt hatte.[4]

Es ist wahr, dass sie 1945, als sie in einem von den alliierten Truppen besetzten Deutschland verzweifelt einen Weg finden musste, um ihren Magen zu füllen, für die amerikanischen Soldaten sang, um einen so unmenschlichen Hunger zu stillen, der nur durch ein Konzentrationslagers entstehen kann, da die Lager diese Art des Leidens zu den Regeln ihrer Herrschaft machte. „Und dann“, sagt sie und bezieht sich auf das Essen der Besatzer, „konnte ich erst mal wieder denken, dann war ich wieder Mensch, ich war satt.“[5] Aber stimmt auch, dass dies nicht gerade eine künstlerische Karriere war: „Und die Amerikaner haben ja auch immer Musik gemacht, die waren, wir haben ja gesungen, die amerikanischen Lieder. Und da habe ich gedacht: Mann, sind das scheiß Lieder!“, erinnert sich Philomena Franz jetzt lachend und summend daran, wie sehr die Sinti-Überlebenden das Essen und den Kaffee brauchten, mit denen diese Soldaten für ihre Auftritte bezahlten. Zu dieser Zeit hatte sie jedoch das Gefühl, „hab gesungen und getanzt, ohne dabei zu sein. Ich war wie eine Maschine.“[6] Weit entfernt von der goldenen Erinnerung an ein Mädchen auf einer Pariser Bühne, die sie in diesem Buch beschreibt, als in Taschentücher gewickelte Münzen auf sie regneten, mit denen die Öffentlichkeit ihre Leistung belohnte, und sie die innere Freude beim Tanzen genoss, die durch Hingabe von Körper und Geiste entsteht.

Die Familie von Philomena Franz verband das halbnomadische Leben von Musikern und Theaterkünstlern mit dem Besitz fester Wohnsitze, in denen sie in den Wintermonaten darauf warteten, in ihrem Luxus-Pferdewagen wieder auf die Straße zu gehen. Der von der Autorin beschriebene Wohnwagen – diese Pferde mit silbernen Gurten, auf die sie stolz war, das Interieur mit Mahagonischränken und Intarsien, der Boden mit gelben Rosen auf blauem Grund, passend zu den Polstern oder dem Geschirr… – wird zur besten Metapher eines Lebensideals, das darauf basiert, das Land zu bereisen, das Schauspiel der Natur zu genießen, von der Großfamilie geschützt zu werden und die Tage der Aufführung oder des Marktes mit Nächten der Begegnung, Musik und Geschichten am Feuer zu beenden.

Der Nationalsozialismus hat dem nicht nur auf symbolischer oder rechtlicher Ebene ein Ende gesetzt: Nicht zu vergessen, ist die unersättliche Beschlagnahme von Vermögenswerten, die durch die nationalsozialistische Rassenpolitik auferlegt wurde, eine Raubjagd, die im Fall des jüdischen Volkes viel besser bekannt ist, aber auch das Vermögen von Roma betraf, dass nie zurückgegeben wurde. Die Besitztümer der Familie von Philomena Franz – Pferdewagen, Pferde, Arbeitsgeräte, Haus, Aussteuer, Dokumente, Fotografien, Korallenschmuck ihrer Mutter… – verschwanden für immer im Sumpf des Dritten Reiches. Aber ihre Geschichte rekonstruiert sie für die Leser, informiert uns über einen bescheidenen Trost, der als mehr als genug empfunden wird, und lässt uns den Abstieg in die Hölle besser verstehen, den die Rassenfalle des Nationalsozialismus für die Sinti bedeutete. Die Episode, in der sich die Autorin daran erinnert, wie sie als Kinder am Feuer Speck und Bratkartoffeln gebraten haben, muss vor dem Hintergrund des in den Lagern erlebten Hungers gelesen werden, genau wie die Erinnerung an das warme Bett in der Asche – mit Laken und Decken – sich über den Schmutz und das Elend erhebt, die das nationalsozialistische Konzentrationssystem den Gefangenen auferlegte.

Eines der Dinge, die in der Erzählung von Philomena Franz am meisten auffallen, ist der Stellenwert, den die Natur einnimmt. Die Natur als Erinnerung an die vorbeiziehenden Landschaften, während ihre Familie von einem Ort zum anderen reiste, und die Natur konzipiert als geordneter Kosmos, in dem die Dinge des Lebens einen Sinn annehmen. Die Natur auch als Quelle des alltäglichen ästhetischen Vergnügens und die Natur als Reservoir der Schönheit, die in dunklen Zeiten tröstet. In jeder Hinsicht gibt es einen roten Faden, der die Kindheitserinnerungen – die dem großartigen Schauspiel der Natur und den Lehren des Großvaters über den Respekt aller Kreaturen gewidmet sind – mit der Erfahrung „ihres“ Holocausts und der Notwendigkeit verbindet, von ihr zu berichten.

So erkennt sie selbst die Kraft, die ihr die in ihrem Kopf gespeicherten Bilder in Auschwitz gaben, weil sie in direktem, kontinuierlichem und respektvollem Kontakt mit der Natur aufgewachsen war: „Und ich konnte überleben durch das, was ich mit meinen eigenen Augen gesehen hatte.“ Die verschönernde Kraft von Mutter Natur war so wertvoll und vertraut, dass sie erneut Hoffnung auf die Zukunft verspürte, als sie als Zwangsarbeiterin in ein anderes Lager verlegt wurde und durch das schmale Zugfenster viel Grün, Bäume und Menschen bei der Arbeit sehen konnte. „Einfach Natur!“, seufzt sie und erinnert sich daran, denn in den Konzentrationslagern „Und ich hab mich so gesehnt nach Draußen, nach Grünes.“[7] Die Erzählungen und „Herbstliche Impressionen“, die ihre Memoiren in dieser Ausgabe begleiten, sind ein klares Zeugnis für das Bedürfnis nach Natur, das das Leben von Philomena Franz nach dem Krieg kennzeichnete. Ein Leben in einem Deutschland nach dem Nationalsozialismus, das aber nicht wirklich entnazifiziert wurde, wo das Pflichtgefühl entstand, zu bezeugen, was sie in den Lagern erlebte, was sie dazu führte, Schriftstellerin zu werden.

Es ist nicht verwunderlich, dass die Autorin in ihrer Geschichte Musik – Musik als familiäres Engagement, Musik als Merkmal der Roma-Kultur, Musik als persönliches Vergnügen – eng mit der Natur verbindet. Ihre Metaphern (die Vögel, die Nachtigall…) treten in diesem Zusammenhang häufig auf, und dies wird besonders gut in „Sonnegei“ deutlich, einer Geschichte, in der Musik und Natur verschmelzen. Es ist auch nicht seltsam, dass ihr Religionssinn zusammen mit Elementen einer populären Religiosität, die sie in der Kindheit erlebt hatte, von einer pantheistischen Vision der Natur geprägt ist. So stimmen ihre Kindheitserinnerungen an die Schönheit der Messen im Mai in kleinen Kapellen in ländlichen Gebieten voll und ganz mit ihrer Aussage in einem kürzlich geführten Interview überein: „Ich bin kein bigottischer Mensch, aber ich glaube an Gott, ich weiß, er ist da“.[8]

Diese Messen, die „den Madonnen in den kleinen Dörfern“ gewidmet waren, und die Teilnahme an Prozessionen oder anderen Volksriten sind Zeichen dafür, dass die Familie von Philomena Franz nicht nur Sinti war, sondern auch an der mehrheitlich deutschen Kultur teilnahm. So wie auch das Dirndl oder die typische regionale Kleidung, die sie morgens gern für die Schule anzog, als ihre Mutter ihre Zöpfe mit einer roten Schleife zusammenband. Auch zu erwähnen, dass der Großvater auf demselben Friedhof in Tübingen beigesetzt ist, auf dem die Überreste des Dichters Hölderlin ruhen, und deutsche literarische Referenzen in ihre Geschichte zu integrieren, zeigt dies. In besonderer Weise enthüllen die Informationen über den Sozialisierungsprozess in der Schule den doppelten kulturellen Rahmen, in dem Philomena aufwuchs: die Freude an der Schule und der Wunsch zu lernen, zusammen mit der Anerkennung durch Lehrer und Klassenkameraden darüber, wie fortgeschritten sie – die Roma-Kinder – in Geographie, Biologie und anderen Fächern aufgrund ihres Kontakts mit der Natur waren; der Wert dessen, was sie in der Schule gelernt hat (Lesen und Schreiben, mathematische Fakten und dieses Englisch, das ihr später helfen würde, die amerikanischen Soldaten zu verstehen), aber auch der noch größere Wert dessen, was sie von ihrem Großvater lernte, der freundlichste und imposanteste Lehrer für sie; oder ebenso als Fremde angesehen zu werden, wenn man in einer neuen Stadt ankommt und dort eingeschult wird, aber auch wie leicht es fällt, neue Gefährten zu finden und Freundschaften zu schließen, die die Ankunft des Nationalsozialismus auf die Probe stellen würde.

1938 vertrieb das NS-Regime Roma aus dem deutschen Bildungssystem und Philomena musste die Sekundarschule abbrechen, um Zwangsarbeiter in einer Munitionsfabrik zu werden. Dies geschah in Stuttgart, wo ihre Familie ein Haus in Bad Kannstadt gekauft hatte und in den letzten Jahren vor der Deportation von ihnen allen lebte. Ich empfehle, ihre Kommentare über ihr großes Bedauern, dass sie das Schulleben verlassen und sich von den Freundschaften ihrer Jugend trennen musste („Einschränkungen“) im Kontrast zu ihrer Bilanz als Gefangene in Ravensbrück zu lesen. Als Grund für ihre Festnahme wurde der angeblich „asoziale“ Zustand angegeben, der den Roma genetisch zugeordnet wurde. Die große Lüge der vom Nationalsozialismus geschaffenen Kategorie der „Zigeuner“ zeigt sich in der Kluft zwischen den Gefühlen der Autorin und dem gesellschaftlich zugeschriebenen rassischen Charakter.

Identifikationsblatt von Philomena Köhler

(der Mädchenname von Philomena Franz) als Häftling Nummer 4030 im Lager Ravensbrück, 1944.

Lange Zeit später würde ein Journalist sie in einem Interview aus dem Jahr 2001 fragen, warum sie nach dem Krieg in Deutschland geblieben ist, und Philomena Franz klare Antwort war: „Hier ist meine Heimat. Ich habe keine andere“.[9] Ihr Heimatgefühl wurzelt in dem Deutschland, in dem sie eine glückliche Kindheit erlebte, als sie eine große und beschützende Familie hatte. Sie projiziert sich aber auch freiwillig aus einem klaren Bewusstsein für ihre Identität als Roma heraus in eine mögliche Zukunft des interkulturellen Zusammenlebens. „Ich bin Sinti“, bekräftigt sie kürzlich in einem Interview, in dem sie in einem Kommentar zur Identitätsentwicklung die zuvor verwendete Bezeichnung „Zigeuner“ hinter sich lässt. [10]

Auf diese Weise teilt Franz den Anspruch, Teil der deutschen Geschichte zu sein, mit anderen Sinti und verteidigt in diesem Zusammenhang die Werte der Lebensweise ihres Volk. Damit beansprucht sie durch diese persönlichen Erinnerungen das kollektive Recht auf einen Platz im nationalen Gedächtnis. Sie besteht insbesondere darauf, sowohl schriftlich als auch mündlich zu zeigen, dass es auch in den schwierigsten Momenten Episoden der Solidarität oder Zusammenarbeit gab. Sie bemüht sich, nicht in den Manichäismus von Gut und Böse zu verfallen, um die Dichotomie von Roma-Opfern und ‚(all) die Deutschen sind Nazis‘ zu durchbrechen. Ihr Beharren darauf lässt im Laufe der Zeit nicht nach und heute bekräftigt sie in mündlichen Interviews den Wert der Gesten von Menschen, die sich auf die eine oder andere Weise geweigert haben, ein gehorsamer Teil der Nazi-Bewegung zu sein: Zu den verschiedenen Beispielen gehört der Leiter der Stuttgarter Fabrik, in der sie in den ersten Kriegsjahren Akkordarbeit leisten musste, verfolgt von der Angst vor einer bevorstehenden Deportation, die tatsächlich eintrat. Philomena besteht darauf, dass er ein guter Mensch war – „er war kein Nazi“. Er versuchte, ihr zu helfen, und war ihr gegenüber sogar fürsorglich, als der Moment ihrer Verhaftung kam.[11]

Der Nationalsozialismus beherrscht die Straßen von Stuttgart im Jahr 1938,

die Stadt, in der Philomena und ihre Familie vor ihrer Deportation lebten.

[2] Eve Rosenhaft: „The Florians, the Habedanks and the Horse Fair at Wehlau”, in Eve Rosenhaft & María Sierra: European Roma. Lives beyond Stereotypes, Liverpool University Press, 2021 (im Druck).

[3] Wie in „Die Musik verteilt den Schmerz – Ein Besuch bei Philomena Franz“ von Detlev Buck (2021) deutlich wird.

[4] „Ich war damals 19 Jahre alt und wollte so weit hinaus! Wenn das Lager nicht gewesen wäre… und dann war Nichts“, Philomena Franz, in „Presentación“, María Sierra: Holocausto gitano. El genocidio romaní bajo el nazismo, Madrid, Arzalia, 2020, S. 12.

[5] Interview mit Philomena Franz, 21.01.2021.

[6] Ibidem.

[7] Durch dieses kleine Fenster fühlte sie sich wie im Kino zu sein, erinnert sie sich heute in „Die Musik verteilt…“. Die Ausdrücke der Sehnsucht nach Natur, im Interview mit Philomena Franz, 21.01.2021.

[8] Interview mit Philomena Franz, 21.01.2021.

[9] Zitiert aus Marianne C. Zwicker: Journeys into Memory. Romani Identity and the Holocaust in Autobiographical Writing by German and Austrian Romanies, Doktorarbeit, Universität Edinburgh, 2009, S. 41.

[10] Interview mit Philomena Franz, 24-2-2021.

[11] Interview mit Philomena Franz, 21.01.2021.

„Ihr“ Holocaust, der Holocaust von einer halben Million Roma

Der Nationalsozialismus hatte jedoch beschlossen, dass die Sinti nicht als Mitglieder der deutschen Nation betrachtet werden dürfen: Unter der Annahme ihrer Gefahr für die Reinheit der arischen Rasse unterzog er sie einer Verfolgung und einem Ausrottungsprogramm, das denen des jüdischen Volkes sehr ähnlich war. Die Memoiren von Philomena Franz beziehen sich insbesondere in ihrem zweiten Teil auf diesen Prozess der Vernichtung des Roma-Volkes, die nicht nur die deutschen und österreichischen Sinti betraf, sondern auch alle vom Dritten Reich kontrollierten Gebiete erreichte und folglich Tausende europäischer Roma betraf. Franz erzählt in biografischer Form mit einer ergreifenden Kürze, die uns äußerst effektiv das Wichtigste einer Verfolgung und Folter erzählt, die symbolisch im Vernichtungslager Auschwitz endet.

Die ersten Episoden dieses Teils ihrer Geschichte, die zeigen, wie die Falle der Anti-Roma-Bestimmungen sie Schritt für Schritt umgab, entsprechen dem allgemeinen Muster eines Rassenverfolgungsprogramms, das mit Mitteln eines totalitären Staates in geplanter und gleichzeitig willkürlicher Weise ausgeführt wurde.[12] Eine der ersten in diesen Erinnerungen festgestellten Aggressionen ist die Unterwerfung der Roma-Bevölkerung zur Teilnahme an Zwangsstudien der Rassenwissenschaftler des Nationalsozialismus. Verantwortlich war Dr. Robert Ritter, ein in Bern ausgebildeter Spezialist für Psychiatrie und Neurologie, der Direktor des Zentrums für Rassenhygieneforschung war. Ritter arbeitete mit einem großen Team von Mitarbeitern zusammen, die kraniometrische Messungen und Fotos machten, Blutproben extrahierten, Familiengenealogien erstellten und Aufzeichnungen zu Identifikationszwecken erstellten. Basierend auf laschen Operationen, wie von Philomena Franz berichtet, klassifizierten diese Werke die Roma-Bevölkerung im Reich als „rein“ oder „Mischling“ (in unterschiedlichem Maße). Sie wurden in enger Zusammenarbeit mit der NS-Kriminalpolizei durchgeführt und dienten dazu, diejenigen zu registrieren und festzunehmen, die als „minderwertig“ galten. Sie dienten auch dazu, die Theorie der genetischen Unfähigkeit der Roma zur Integration in das zivilisierte soziale Leben oder, was auf das Gleiche hinauslief, ihren kollektiven Zustand als „asozial“ zu bekräftigen. Diese wissenschaftlichen Gutachten – heute würden wir sagen, pseudowissenschaftlich, obwohl wir auf diese Weise die Bedeutung reduzieren würden, die sie zu ihrer Zeit hatten – verurteilten Tausende von Menschen zum Tode und lieferten angeblich objektive Argumente für die Maßnahmen der Sterilisation, des Experimentierens, der Deportation usw., denen die Bevölkerung mit Roma-Abstammung ausgeliefert war.

Es gab nicht nur Widersprüchlichkeiten bei den Operationen der Rassenwissenschaftler: Während diese Studien das Schicksal der untersuchten Personen bestimmten, profitierte das Regime zudem von den Bemühungen derjenigen, die als „asozial“ eingestuft wurden. Wie andere jungen Sinti in Deutschland wurde Philomenas Bruder Johann zunächst in ein Zwangsarbeitsprogramm aufgenommen, dann in den Militärdienst eingezogen und schließlich nach Kriegsausbruch an die Front geschickt. Wie er nahmen viele andere Sinti während des Zweiten Weltkriegs an den deutschen Militäreinsätzen teil (sie hatten auch am Ersten teilgenommen). Dies verhinderte jedoch nicht, dass sie zu gegebener Zeit ihrer Uniform, ihres Ranges oder ihrer Medaillen beraubt und direkt nach Auschwitz und in andere Lager geschickt wurden.[13]

Die Angst herrscht in den Kapiteln vor, die die Autorin der Zeit unmittelbar vor ihrer Verhaftung und Deportation widmet. Nach und nach überschattet sie alles. Sie ist stärker als Traurigkeit oder extreme Müdigkeit, und sie erlaubt uns nur, eine Frage zu stellen: „Wann kommen wir an die Reihe?“ Zwischen 1942 und 1943 waren alle Familienmitglieder betroffen: Onkel und Neffen, der Vater und einer der Brüder, die anderen Brüder, sie selbst und schließlich auch die Mutter, die letzte Bewohnerin eines Hauses, das nach und nach seine zehn Bewohnern verlor. Franz vermittelt dem Leser mit wirksamen Mitteln wie kurzen Sätzen oder minimalistischem Dialog die Verzweiflung der Deportierten und die Hilflosigkeit der Wartenden. Diese Verhaftungen waren auf die neuen Bestimmungen von Heinrich Himmler über die Roma-Bevölkerung des Reiches zurückzuführen, die insbesondere seit dem sogenannten „Auschwitz-Erlass“ (Dezember 1942) eine zunehmende Aggressivität aufwiesen, vergleichbar mit der Endlösung, die für das jüdische Volk beschlossen wurde. Die Erzählung von Franz gibt der endgültigen Absicht der Maßnahme Gesichter und Namen: „Jetzt war auch unsere Vergangenheit mit einem Schlage endgültig ausgelöscht: Alle Fotos, alle Bücher, alle Papiere, alle Briefe, alle Notizen, mein Tagebuch, alles vernichtet.“

Sie war im März 1943 an der Reihe, als sich die allgemeine Deportationswelle in das Zigeunerlager von Auschwitz verschärfte. Das Lager für Roma wurde ausdrücklich auf Himmlers Befehl in einem engen Raum von Auschwitz II-Birkenau eingerichtet. Nach einigen Wochen im Dresdner Gefängnis teilte sie mit vielen anderen Gefangenen den überfüllten Wagen eines Zuges, der sie direkt auf die Sortierrampe in Auschwitz entlud. Als sie dort ankam, wurde die Brutalität, die sie unterwegs erlitten hatte, durch das Erstaunen über die gespenstische Realität des bekanntesten Vernichtungslager in der Geschichte in den Schatten gestellt. Ihr Eindruck stimmt in vielerlei Hinsicht mit dem überein, woran sich andere Überlebende erinnerten: das Erstaunen und die Verwirrung über die Befehle, die nicht mehr geschrien, sondern gebrüllt wurden, die unverdienten Schläge und das Hetzen der Hunden, die grausamen Szenen missbrauchter Leichen, der Geruch verbrannter Körper, die Zusammenarbeit der Gefangenen, die als Kapos fungierten, und so viele andere Dinge, die unwirklich erschienen, weil sie entgegen jeder Moral oder Logik standen.

Die Selektionsrampe in Auschwitz II-Birkenau

auf einem Foto vom Mai-Juni 1944, das in diesem Fall die Ankunft einer Gruppe ungarischer Juden zeigt.

Sie wurde auf ihren Arm mit dem Buchstaben Z für Zigeuner und der Nummer 10.500 tätowiert („Ich war die zehntausendste, die da angekommen ist“, sagt sie heute).[14] In Auschwitz wurde diese Form der Entmenschlichung auf besonders strenge Weise angewendet, wobei der Eigenname gestrichen wurde, um die Gefangenen in nur eine Zahl zu verwandeln, eine Markierung, die hier in ihre Arme (oder Beine im Fall von jüngeren Kindern) eingraviert war. In anderen Lagern befand sich die Kennzeichnung auf der Kleidung, aber in Auschwitz erinnerte der eigene Körper an eine Unterwerfung ohne mögliche Erlösung, wie Primo Levi in seinen Memoiren betont.[15]

Ein Großteil der von Philomena Franz aufgezeichneten Daten stimmt mit dem überein, was Levi selbst und andere Überlebende als allgegenwärtige Elemente im täglichen „Leben“ des Lagers hervorgehoben haben: Gewalt, Hunger und anstrengende Arbeit waren die drei wesentlichen Eckpfeiler des Vernichtungsprogramms. Die Ermordung konnte ihre Zeit in Anspruch nehmen oder übermäßig beschleunigt werden, indem ganze Kontingente von Gefangenen in die Gaskammern geschickt wurden. Die Autorin dieses Buches überlebte all diese Erfahrungen, einschließlich des Wartens in der Schlange, um vergast zu werden. Überleben bedeutet natürlich, dann und auch später an dem schmerzhaften Zustand eines Überlebenden zu leiden. Diese Erinnerungen sind das Ergebnis des mutigen Akts, sich einem Leiden zu stellen, das sie auch Jahrzehnte später noch in Form von Albträumen begleitet, obwohl sie versucht, sie mit einem Glas Wasser zu verjagen: Bilder ins Gedächtnis einmeißeln, die nicht vergessen werden können, „dass konnten die Nazis sehr gut“, sagt sie heute.[16]

Als Philomena Franz in Auschwitz ankam, war sie 21 Jahre alt. Nach den Akten, in denen sie als Gefangene in den Lagern Ravensbrück und Buchenwald registriert war, in die sie etwas später verlegt wurde, war sie 1,61 groß, schlank, hatte ein ovales Gesicht, braune Augen, volle Zähne und kurze Haare.[17] Ihr langes Haar, das Aufmerksamkeit auf sich zog, war rasiert worden, als sie in Auschwitz ankam, wie sie in einer Episode ausführlich erzählt, die die zusätzliche Gewalt ausdrückt, die junge Frauen in den Lagern erdulden mussten.

Philomena Franz, 1945,

nach der Befreiung der Lager und ihrer Heirat mit Oskar Franz.

Buchenwalds Anmeldeformular zeigt als Merkmal zusätzlich zu dem Gefangenentattoo aus Auschwitz auf ihrem Arm eine Narbe auf ihrer linken Wange.

Die Überlebenden bezeichnen die Gewalt der Wärter (und manchmal besonders der Wärterinnen, wie Ceija Stojka im Fall Ravensbrück beschreibt)[18] in ihren Erinnerungen als unvorhersehbar – nur der Zufall bestimmte, dass sich manchmal jemand vor ihrer Wut retten konnte – und systematisch – eine Gefahr, die immer lauert. Nicht umsonst, war sie ein wesentlicher Bestandteil der Unterwerfungs- und Entmenschlichungsmethoden des Lagers. Die Erzählung von Philomena Franz berichtet ebenfalls darüber und hebt besonders grausame Erfahrungen hervor, wie die Folter, der ihre Schwester für ihren Fluchtversuch ausgesetzt war, oder die, die sie selbst in einer Strafzelle erlitten hat. Sie erzählt das Geschehene mit einer besonders eindrucksvollen Wortökonomie, die dazu führt, dass man zwischen den Zeilen ihres Berichts mehr Informationen sucht.

Hunger taucht auch in diesen Memoiren als wesentlicher Bestandteil des Konzentrationssystems auf, die mit den Berichten anderer Überlebender übereinstimmen, wenn sie beschreiben, welchen hohen Wert Kartoffelschalen haben konnten, wie sie Kaffee feierten, den sie sich „organisieren“ konnten, oder sich daran erinnern, wie sie mit all dem gefoltert wurden. Auch auf diese effektive Weise wurde die Entmenschlichung der Gefangenen angestrebt. Im Fall der Memoiren von Philomena Franz wird dieser grausame Hunger als Kontrast noch besser beschrieben, wenn sie zum Beispiel erzählt, wie entscheidend es für sie war, nach ihrer Freilassung richtig zu essen, um ihren menschlichen Zustand wiederherzustellen: den Hunger stillen, um sich wie eine Person zu fühlen.

Aber Folter hatte im Lager viele Gesichter. Ich möchte auf den disziplinarischen Einsatz von Musik in den Lagern aufmerksam machen, die gelegentlich in diesen Memoiren vorkommt und doppelt kontextualisiert werden muss, da sie als Lebensgrundlage ihrer Familie vor der Verfolgung durch die Nazis für Philomena Franz eine der natürlichsten kulturellen Ressourcen und eine ihrer Leidenschaften darstellte.

Familie und Musik vereint im Gedenken an Philomena Franz:

Über seinen Onkel, einen großen Geiger und Gitarristen, sagt er: „Wenn er spielte, blieb einem der Mund offen stehen“ (Interview 21.1.2021).

Gefangene in den Lagern, die gezwungen sind, deutsche Lieder zu singen und sich im Rhythmus der Märsche zu bewegen, franz erinnert sich beispielsweise daran, „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ zu singen, während sie gezwungen wurde, sich zu Tode zu arbeiten.[19] Ohne zu leugnen, dass Musik manchmal ein Zufluchtsort sein kann, der Trost spendet und Widerstand fördert, sollte nicht vergessen werden, dass sie auch und vor allem eine weitere Ressource in den Händen der Wärter der Lager für die körperliche und psychische Disziplinierung der Gefangenen war. Die Memoiren von Simon Laks, Zwangsdirigent eines Orchesters in Auschwitz, geben eine gute Vorstellung davon. Wie sich auch Primo Levi erinnert, waren diese Lieder und Märsche die Stimme des Lagers und blieben im Kopf des Überlebenden gespeichert.[20]

Bei den Roma-Gefangenen bestand auch das Paradox, dass sie von den Wärtern der Lager in ihrer Ruhezeit oder bei Feierlichkeiten häufig angefordert wurden, damit sie allgemein bekannte und geschätzte Musik genießen konnten. Aber eine Musik, die sie als Täter völlig vom Respekt vor ihren Autoren und Interpreten – den Opfern – trennten.

Gewalt, Hunger und Zwangsarbeit dezimierten die Gefängnisbevölkerung von Auschwitz. Von den rund 22.600 Häftlingen, die in das Zigeunerlager Auschwitz-Birkenau gebracht wurden, starben dort rund 19.300. Davon wurden rund 5.600 in den Gaskammern getötet. Erschöpfung und Krankheit, die durch die miserablen Bedingungen in dem Lager verursacht wurden, töteten den Rest.[21] Im Allgemeinen basierte das gesamte Konzentrationssystem auf diesem Mechanismus der doppelten Vernichtung. Das Leben derer, die nicht in die Gaskammern geführt wurden, konnte langsamer verblassen und in ihrem fortschreitenden Zusammenbruch wurden sie selbst für ihre engsten Verwandten zu unerkennbaren Wesen. Franz erzählt mit besonderem Schmerz zwei Episoden, in denen sie selbst sehr liebe Menschen nicht wiedererkennen konnte: ihre Schwester und ihre Patin. Nach einigen Monaten ohne Kontakt hatten beide so gelitten, dass sie sich „vorstellen“ mussten, wenn sie sich während des Transfers zwischen den Lagern zu unterschiedlichen Zeiten trafen.

Die jugendliche Stärke von Philomena Franz machte sie zu einer nützlichen Arbeiterin für die nationalsozialistische Kriegswirtschaft, die sich stark auf diese Art von Sklavenarbeitskraft stützte. Zu diesem Zweck wurde sie von Auschwitz nach Ravensbrück und dann in andere Lager verlegt. Die Bedingungen, unter denen sie in Munitions- oder Flugzeugteilemontagefabriken arbeiten musste, waren anstrengend und gefährlich. Nicht umsonst hatte der Reichspropagandaminister Joseph Goebbels gesagt, die beste Methode zur Bekämpfung der „Asozialen“ sei „die Idee, sie durch Arbeit auszurotten“.[22] Aber Philomena erzählt uns, dass sie das Verlassen von Auschwitz als ein Versprechen der Befreiung begrüßte und das Gefühl hatte, aus den Klauen dieses sicheren Todes entkommen zu sein, der täglich um sie herum Opfer forderte. Tatsächlich floh sie aus diesen anderen Lagern mehrmals und widersetzte sich dem Tod als Gefangene des Lagers: Besser in Freiheit und mitten in der Natur zu sterben als in den staubigen Straßen des Konzentrationslagers ohne einen einzigen grünen Grashalm. Ihr Wille, nicht unterzugehen oder sich daran zu gewöhnen, wurde bestraft, wie sie selbst sagt: Rebellion war ein Luxus, den das Konzentrationssystem nicht zulassen konnte.

Obwohl sie vor Kriegsende noch andere Lager durchlaufen hat, endet mit ihrer Rückkehr nach Auschwitz symbolisch ihr Abstieg in die tiefsten Abgründe menschlichen Grauens, die der Holocaust bedeutet. In Auschwitz wurde sie mit einer Gruppe in die Gaskammer geführt, aus der sie in letzter Minute gerettet wurde; dort sammelte sie die Asche der Leichen, die aus dem Krematorium kamen; dort beschützte sie ein Mädchen, von dem sie sich später trennen musste, und dort spürte sie folglich den unausgesprochenen Schmerz derer, die dies alles als Kinder ertragen mussten.

Birkenau, auf dem Weg zu den Gaskammern:

ein Foto vom 27. Mai 1944 zeigt eine Gruppe von Juden, die zu den Gaskammern und Krematorien geführt werden.

In dem Auschwitz, in das Philomena Franz zurückkehrte, war das ihr bekannte Zigeunerlager bereits aufgelöst worden. Das sogenannte Zigeunerlager wurde Ende 1942 gegründet. Angesichts der zunehmenden Rückschläge des deutschen Militärs und des Vormarsches der sowjetischen Truppen im Frühjahr 1944 beschlossen die Leiter des Lagers, in dem zu diesem Zeitpunkt rund 6.000 Gefangene untergebracht waren, die Auflösung des Lagers. Die arbeitsfähigsten Gefangenen wurden zu anderen Zielen gebracht; auch diejenigen, die in der deutschen Armee gedient hatten, wie Walter Winter in seinen bereits erwähnten Memoiren berichtet.[23] Mit diesen Maßnahmen reagierten die Lagerbehörden auf eine Episode des Widerstands der Gefangenen im Mai 1944, als sich die Nachricht verbreitete, dass sie mit der Liquidation des Zigeunerlagers massiv vergast werden würden – ein Widerstand, der bis heute eine wichtige Bedeutung im internationalen Roma-Aktivismus einnimmt. Schließlich wurden in der Nacht des 2. August 1944 die noch im Lager befindlichen 2.900 Gefangenen auf Himmlers Befehl in die Gaskammern gebracht. Die Mehrheit waren nach vorheriger Auswahl ältere Menschen, Kinder und Kranke. Letztere wurden auf Lastwagen aus der Kaserne der Krankenstation verladen. Der Chefarzt des Lagers, Dr. Mengele, berüchtigt für die Experimente, denen er die Gefangenen unterzog, nahm es auf sich, an dieser Operation mitzuarbeiten.[24]

Philomena Franz kehrte damit in ein Auschwitz zurück, in dem das Zigeunerlager nicht mehr existierte. Noch später wurde sie in andere Lager verlegt, bevor es ihr bereits auf deutschem Gebiet gelang, aus Wittenberg zu fliehen – einem Außenlager von Sachsenhausen. Einem weiteren dieser unzähligen Namen, den die Leser, wie Ruth Klüger betont, gerne vergessen, weil es nicht den mythischen Klang von Auschwitz hat.[25] Franz erzählt in diesen Memoiren über ihre Flucht, auf die sie in späteren Interviews zurückgekommen ist, um mehr Details zu liefern, da dies ein Wendepunkt für sie war. Es war ein Wendepunkt, weil sie Risiken einging, die sie von ihren Gefährten trennten, denn jeder war für seine eigenen Entscheidungen verantwortlich, betont sie. Weil sie eine Person traf, die ihr half und ihr Schutz in ihrem Haus gab. Weil sie auf diese Weise begann, einen unerbittlichen Hunger zu stillen und ihre gestohlene Würde wiederzugewinnen („Und weil er ‚Sie‘ zu mir gesagt hat, da hab ich gedacht, ‚das ist ein Gentleman!‘“). Und auch, weil sie den Gefallen erwidern konnte, als sie sich bei der Ankunft der sowjetischen Soldaten als Hitlers Gefangene präsentierte und sich für jene Deutschen aussprach, die sie in ihrem eigenen Haus aufgenommen hatten.[26]

In diesem besiegten Deutschland, das von den Armeen der alliierten Länder besetzt war, suchte Philomena Franz Zuflucht bei den amerikanischen Truppen, deren Fähigkeit, Nahrung zu beziehen und bereitzustellen, in den Erinnerungen noch heute bewundert wird. Sie verständigte sich mit ihnen mit ihrem Schulenglisch, erzählte ihnen ihre Geschichte und nahm, was sie ihr gaben. Sie wusste, dass sie frei war, das war wichtig. Aber sie fühlte sich auch sehr einsam, als sie anfing, nach ihrer Familie zu suchen – ihre Mutter oder einige ihrer Geschwister könnten überlebt haben, dachte sie zuerst – und fand niemanden. Sie fühlte sich „wie so ein kleiner Vogel“ in einem leeren Nest. Und sie fühlte sich verlassen, räumt sie ein, als sie ihr Heimweh nicht befriedigen konnte.[27]

[12] Ein aktueller Stand der Dinge findet sich in María Sierra: Zigeuner-Holocaust…

[13] Siehe zum Beispiel den ähnlichen Fall von Walter Winter, der in seinen Memoiren erzählt, wie er von dem Land misshandelt wurde, in dessen Armee er diente: Walter Stanoski Winter. Hrsg. von Thomas W. Neumann und Michael Zimmermann: WinterZeit. Erinnerungen eines deutschen Sinto, der Auschwitz überlebt hat, Hamburg, Ergebnisse, 1999.

[14] Interview mit Philomena Franz, 21.01.2021.

[15] Primo Levi: I sommersi e i salvati, Torino, Einaudi, 1986.

[16] Interview mit Philomena Franz, 24-2-2021.

[17] Philomena Köhler, Häftlings-Nummer 4.030, Lager Ravensbrück; Häftlings-Nummer 28.319, Lager Weimar-Buchenwald. Internationaler Suchdienst, Arolesen, Deutschland.

[18] Ceija Stojka: Wir Leben im Verborgenen: Erinnerungen einer Rom-Zigeunerin, Viena, Picus, 1988.

[19] „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ ist ein deutsches Volkslied, das seit dem späten 18. Jahrhundert bekannt ist. Ruth Andreas-Friedrich beschreibt in ihrem Tagebuch die Erinnerung eines jüdischen Freundes, der im Lager Sachsenhausen eingesperrt und gezwungen war zu singen, während sie arbeiteten oder in Formation blieben. Er erinnert sich speziell an „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ an einem Tag, „als man neben dem brennenden Christbaum zwei unserer Kameraden am Galgen aufknüpfte“ (Der Schattenmann: Tagebuchaufzeichnungen 1938-1945, Suhrkamp, 1985, S. 46). Ich bin dankbar für diesen Bezug auf Virginia Maza, Übersetzerin des Textes von Andreas-Friedrich ins Spanische (Valencia, Trapisonda, im Druck).

[20] Szymon Laks & René Coudy, Musiques d’un autre monde, París, Mercure de France, 1948; Primo Levi: Se questo è un uomo, Torino, Einaudi,1948.

[21] Michael Zimmermann: Rassenutopie und Genozid. Die nationalsozialistische ‚Lösung der Zigeunerfrage‘, Hamburg, Christians, 1996. Slawomir Kapralski, Maria Martyniak und Joanna Talewicz-Kwiatkowska, Roma in Auschwitz, Voices of Memory-Reihe, Internationales Zentrum für Bildung über Auschwitz und den Holocaust, 2011.

[22] Das galt nicht nur, aber vorzugsweise für Roma und Juden; Nazi Conspirancy and Agression, Office of United States, Chief of Council for Persecution of Axis Criminality, 1946, Vol. III, S. 496.

[23] Walter Winter: WinterZeit: Erinnerungen eines deutschen Sinto, der Auschwitz überlebt hat

[24] Eine Zusammenfassung dessen, was wir bisher über diese Episoden des Widerstands und der Liquidierung wissen, in María Sierra: Holocausto gitano…, S. 135-137.

[25] Ruth Klüger: Weiter leben. Eine Jugend, 1992.

[26] Interviews mit Philomena Franz, 21.01.2021 und 24.02.2021.

[27] Interview mit Philomena Franz, 24-2-2021.

Verfolgte Überlebende:

Das Leben als Roma nach dem Krieg

Die Memoiren von Franz enden 1945. Es ist jedoch genau diese Zeit der Stille, die erklärt, warum sie ein Buch wie dieses geschrieben und veröffentlicht hat. Ihre Nachkriegsgeschichte ist die Geschichte der Bemühungen, ihr Leben wieder aufzubauen, und gleichzeitig die Geschichte der Verweigerung ihrer Anerkennung als Opfer des Nationalsozialismus. Darüber hinaus ist es eine Geschichte, die sie mit den anderen Sinti-Überlebenden des Holocaust teilt, da die deutsche Gesellschaft und Institutionen in Friedenszeiten einige der wichtigsten Vorurteile des Nationalsozialismus gegen Roma aufgenommen und beibehalten haben. Infolgedessen wurden über Jahrzehnte hinweg rechtliche und politische Entscheidungen getroffen, die den Überlebenden des Völkermords an den Roma erheblichen Schaden zufügten.[28] Was in Deutschland geschah, zeigte andererseits einen weit verbreiteten Antiziganismus in ganz Europa: Die Nachwirkungen einer mangelnde Entnazifizierung entsprachen in diesem Fall dem, was in so unterschiedlichen Ländern wie Frankreich oder Rumänien geschah. Roma wurden stigmatisiert und es wurden ihnen eine Last auferlegt, obwohl Hitler, Pétain, Antonescu oder andere, die für den Völkermord an den Roma während des Zweiten Weltkriegs verantwortlich waren, verschwunden waren.[29]

Direkt nach Ende des Krieges und inmitten des Gefühls der Benommenheit, das viele Überlebende überkam, nachdem sie aus den Lagern entlassen wurden oder die ihnen auferlegten „Todesmärsche“ überlebten, mussten Sie die schwierige Aufgabe bewältigen, einen Weg zu finden, um Lebensunterhalt zu verdienen. In einem von den Folgen des Nationalsozialismus zerstörten Deutschland war diese Aufgabe besonders schwierig für diejenigen, die ihre Familiennetzwerke, ihr Eigentum und sogar ihre Dokumente verloren hatten, als sie festgenommen und deportiert wurden, wie es Philomena Franz passiert war. In ihrem Fall war Musik der erste Rettungsanker. Zusammen mit anderen Sinti gründete sie eine Musikgruppe, die von Stadt zu Stadt zog und für die Besatzungstruppen sang: So lernte sie denjenigen kennen, der ihr Ehemann werden sollte, Oskar Franz (dessen erste Frau und Kinder in Auschwitz gestorben waren). Auf diese Weise konnte sie sich zudem wieder mit ihrem ebenfalls überlebenden Bruder Johann verbinden.[30] In jenen Tagen waren amerikanische Truppen der beste Lieferant von kostbaren Gütern wie Lebensmitteln oder Zigaretten, und die Gruppe war bei diesen Soldaten beliebt. Während ihr Bruder Jazzklänge auf Klavier oder Violine vollbrachte, passte sich Philomena amerikanischen Liedern an. In späteren Aussagen veranschaulichte sie die Exotik, die die US-Besatzer in ihnen sah: „Für sie waren wir eine Art europäischer Wilder Westen.“[31]

Sie gründeten zusammen eine neue Familie. 1946 wurde ihre erste Tochter Toska geboren, der später vier weitere Kinder folgten. In der zweiten Hälfte der 1940er und frühen 1950er Jahre gelang es ihnen, vom Straßenhandel zu leben und die Familie mit vielen Schwierigkeiten zu unterstützen: „Wenn mein Mann damals nicht kaufmännisch sehr begabt gewesen wäre, wir wären verhungert.“ Zuerst hatten sie nur ein Auto und im Winter versuchten sie um Hilfe zu bitten, ein Dach über dem Kopf zu haben. Als ein Paar aus Köln ihnen eine Waschküche in ihrem eigenen Haus gab, um sie als ihr erstes Zuhause einzurichten, fühlten sie sich schließlich als „erst einmal Menschen“.[32] Mit der Arbeit – Oskar Franz widmete sich dem Antiquitätenhandel – verbesserte sich die Situation der Familie allmählich.

Philomena Franz mit ihrer Tochter Toska,

blickt auf einem Familienfoto aus den späten 1950er Jahren in die Kamera.

Wie viele andere Sinti überlebten die Familie Franz ohne offizielle Hilfe, und zu diesem Zeitpunkt ist ihre besondere Geschichte sehr repräsentativ für die Verweigerung der Anerkennung der Roma-Opfer des Holocaust, die lange Zeit in Deutschland – und in Europa – stattgefunden hat. Obwohl die alliierten Mächte im Rahmen eines umfassenderen Programms zur Entnazifizierung und Rechenschaftspflicht Wiedergutmachungsmaßnahmen zugunsten der Opfer Hitlers angekündigt hatten, wurden diese Versprechen in der Praxis durch die Interessen der neuen Weltordnung des sogenannten Kalten Krieges deformiert. Als 1949 die Bundesrepublik Deutschland gegründet wurde, überließen die Westmächte die Verfolgung von NS-Verbrechen der Bonner Regierung und den deutschen Gerichten. Und nicht alle Opfer sollten gleichbehandelt werden.

Es ist wahr, dass es eine Weile gedauert hat, bis die Besonderheit des jüdischen Holocaust anerkannt wurde: Es dauerte bis in die frühen 1960er Jahre und brauchte berühmte Gerichtsverfahren – die Auschwitz- oder Eichmann-Prozesse – bis die Gesellschaft sich den Dimensionen und des Charakters dieses Völkermords bewusst wurde. Aber zumindest hatten die Opfer des nationalsozialistischen Antisemitismus von Anfang an die Unterstützung von Organisationen wie dem Jüdischen Weltkongress, denen es gelang, die deutsche Justiz dazu zu bringen, ihre Rechte anzuerkennen und die Schulden der Wiedergutmachung zu übernehmen, selbst durch den neu gegründeten Staat Israel. Was in der Nachkriegszeit mit den vom Nationalsozialismus verfolgten Sinti und Roma geschah, war ganz anders: Die deutschen Gerichte bestritten lange Zeit, dass sie während des Nationalsozialismus aus rassistischen oder ideologischen Gründen kollektiv verfolgt worden waren. Ganz im Gegenteil, wäre in diesen Fällen die Festnahme im Rahmen eines legitimen Kampfes der Regierung gegen die Kriminalität durchgeführt worden.

Mit dieser Rechtslogik wurden die Argumente des Nationalsozialismus in Friedenszeiten verstärkt, deren Rassenwissenschaftler den Roma eine genetische Tendenz zur Kriminalität zugeschrieben und sie als rückständiges Volk eingestuft hatten, das nicht in der Lage wäre, am mehrheitlichen sozialen Leben teilzunehmen. Ein Urteil des Bundesgerichtshofs von 1956 fasste es gut zusammen: „[Zigeuner] neigen, wie die Erfahrung zeigt, zur Kriminalität, besonders zu Diebstählen und Betrügereien, es fehlen ihnen vielfach die sittlichen Antriebe der Achtung vor fremdem Eigentum, weil ihnen wie primitiven Urmenschen ein ungehemmter Okkupationstrieb eigen ist.“[33]. Zwölf Jahre nach der Befreiung von Auschwitz wurden vom Obersten Gerichtshof eines Deutschlands, das sich als demokratisch verstand, weiterhin offen dieselben Vorurteile bestärkt, die unter dem Nationalsozialismus die Maschinerie der Inhaftierung, Folter und Ermordung von Tausenden von Roma in ganz Europa ausgelöst hatten.

Was dagegen vor Gericht geschah, zeigte breitere kollektive Tendenzen in der damaligen Gesellschaft. Der Fall von Dr. Ritter ist ein gutes Beispiel dafür. Obwohl er einer der wichtigsten Anführer der nationalsozialistischen Rassenpolitik gegenüber Roma war und eng mit der Kriminalpolizei des Regimes zusammenarbeitete, war er nach dem Krieg weiterhin im deutschen öffentlichen Dienst tätig, zunächst als Professor für Kriminologie an der Universität Tübingen und später als Psychologe beim Frankfurter Gesundheitsdienst. In einem Prozess im Jahr 1950 befand das Gericht, dass die Anschuldigungen der Überlebenden Sinti keine ausreichenden Beweise gegen ihn darstellten, akzeptierte jedoch Aussagen von Experten in der sogenannten „Zigeunerfrage“ der vorangegangenen Nazizeit (die Ritter natürlich für eine Autorität in diesem Bereich hielten).

Gerichtsverhandlungen wie diese zeigten den Wunsch der deutschen Gesellschaft sich von der Verantwortung für die Verbrechen des Nazismus abzugrenzen und sie auf sehr kleine Kreise zu beschränken – eine kleine Gruppe von Hierarchen, die von einer anderen sehr kleinen Gruppe von Vollstreckern unterstützt wurde. Die Gesellschaft wollte die Beteiligung eines großen Teils der Zivilbevölkerung nicht anerkennen, geschweige denn die der Gruppen von angesehenen Fachleuten und Experten wie Ärzten, Beamten oder verschiedene andere Berufsgruppen. Zusammen mit diesem allgemeinen Trend enthüllte das, was vor den Gerichten geschah, aber auch das tief verwurzelte Problem des spezifisch gegen Roma gerichteten Rassismus. Die Mehrheitsgesellschaft schaute nach dem Krieg einfach weg, als es darum ging, über die Existenz der Sinti- und Roma-Opfer des Nationalsozialismus nachzudenken, ähnlich wie sie die vorbeugenden Haftmaßnahmen für Roma während der Machtübernahme Hitlers begrüßt hatte, wie es bei der Gründung des Marzahn-Lagers außerhalb Berlins im Jahr 1936 geschah.[34] Außerdem ist es schwer zu verstehen, dass in der Regierung des postnationalsozialistischen Deutschlands weiterhin bekannte Vollstrecker der Anti-Roma-Rassenpolitik des Nationalsozialismus im Amt blieben. Wie beispielsweise Joseph Eichberger, der für die Deportation von Tausenden von Roma auf einem ähnlichen Niveau wie Eichmann für die Juden verantwortlich war und nach dem Krieg Leiter der Abteilung „für Zigeuner“ der bayerischen Polizei wurde, oder Leo Karsten, Leiter der Behörde „für Zigeunerangelegenheiten“ der NS-Kriminalpolizei und später der Migrationsabteilung der badischen Polizei.[35]

Angesichts der Tatsache, dass solche Experten und Fachleute bei den Gerichtsverhandlungen anwesend waren, bei den die Sinti-Opfer sich gegen die Täter stellen wollten, ist es nicht verwunderlich, dass die Mehrheit der Überlebenden bald jeglichen Umgang mit einer Regierung vermied, die sie hätte anerkennen und entschädigen sollen, aber die sie im Gegenteil weiterhin wie mutmaßliche Kriminelle behandelte. Oskar Franz war der Meinung, dass es besser sei, nichts zu verlangen, aber Philomena bestand darauf, ihre Rechte geltend zu machen. Als sie schließlich zusammen mit der Anerkennung der teilweisen Arbeitsunfähigkeit infolge der Misshandlung in den Lagern eine finanzielle Entschädigung erhielt, wurde das Geld vom Staat als Entschädigung für die Sozialhilfe einbehalten, die sie zur Versorgung ihres erkrankten Ehemanns ein paar Monate beantragt hatte, bevor er 1975 starb: „Das nennt man heute Wiedergutmachung“, sagte Philomena Franz 1985.[36]

Die deutsche Justiz war ein echter Ausdruck des Mangels an politischem und institutionellem Willen und nahm sich Zeit, um sich der Möglichkeit einer Änderung der Anerkennung der Roma-Opfer des Nationalsozialismus zu öffnen. Die Überlegung, dass die Sinti und Roma aus ideologisch-rassischen Gründen verfolgt wurden, wodurch sie eine Entschädigung oder die Rückgabe von beschlagnahmtem Eigentum fordern konnten, ging von einem Urteil eines Kölner Gerichts aus, das 1963 zum ersten Mal die rassistische Verfolgung für den speziellen Fall einer Familie, die vor Ritter geflohen war, anerkannte. Es war ein wichtiger Meilenstein, aber der anschließende Schaffungsprozess einer entsprechenden Rechtsprechung war äußerst langsam und kleinlich. Das Problem des angeblichen Nichtvorhandenseins von Beweismitteln, das als ausreichend angesehen wurde, verzögerte die Angelegenheit noch mehr: Die meisten Überlebenden starben, bevor sie von der Hilfe profitieren konnten, die ihnen bei der Änderung der Doktrin zugestanden hätte. Zunächst galten nur diejenigen als Opfer des Nationalsozialismus, die vom „Auschwitz-Erlass“ betroffen waren, aufgrund dessen ab Januar 1943 Tausende von Menschen in das Zigeunerlager von Birkenau gebracht wurden. Dies berücksichtigt unter anderem jedoch nicht seit 1933 sterilisierte Personen, in deutschen Lagern seit 1936 oder früher Inhaftierte, Menschen, die seit 1940 in Ghettos und Lager in Polen deportiert wurden, und diejenigen, die von den Einsatzgruppen im Vormarsch deutscher Truppen während des Einmarsches in die UdSSR ab 1941 getötet wurden.

Aber es handelte sich nicht allein oder genau um ein Problem der rechtlichen Formalität: „Die volle Wahrheit ist noch viel schlimmer, denn sie bestand und besteht in der stillschweigenden Übereinkunft, die ‚Zigeuner‘ seien zu Recht verfolgt worden“, verurteilte Wolfgang Benz in einer der zweiten Ausgabe der Memoiren von Philomena Franz im Jahr 1992 hinzugefügten Abhandlung. Der Holocaust-Historiker und Antisemitismus-Experte Benz konnte feststellen, dass die Aufrechterhaltung alter Vorurteile gegen Roma mit stigmatisierender Absicht „ein über den Zusammenbruch des NS-Staates hinaus fortwirkendes Verbrechen“:

Insgesamt fielen dem nationalsozialistischen Terror mehr als eine halbe Million Sinti und Roma zum Opfer, (…). Sie waren Opfer uralter Vorurteile, die in kaltem Haß, in tödlicher Feindschaft gegen eine Minderheit einen entsetzlichen Höhepunkt fanden. Es ist notwendig, diese Vorurteile zu erkennen und zu benennen, denn sie wirken immer noch. Das Ende des NS-Staats brachte mit dem Ende der Verfolgung keineswegs auch das Ende der Diskriminierung.[37]

Und wenn die Roma-Opfer des Nationalsozialismus nicht zu Recht als solche anerkannt worden waren, dann nicht nur wegen eines Mangels an politischer Repräsentation, wie sie die jüdischen Opfer erhielten, wie Benz selbst zu Recht betonte. Es war auch ein radikaler Mangel an Empathie oder Verständnis seitens der Mehrheit der öffentlichen Meinung (deutsch und europäisch). Nach dem Verlassen der Lager mussten Philomena Franz und viele andere, die vom Nationalsozialismus verfolgt wurden, weiterhin in einer solchen soziokulturellen und institutionellen Umgebung leben. Infolgedessen wurde eine Art von Wunden versteckt, deren Behandlung bereits sehr komplex ist, sowohl vor sich selbst als auch vor denen, die nicht miterlebt haben, was passiert ist.

Andere Überlebende konnten ihre Wunden auf verschiedene Weise zeigen und sich ihrer Geschichte stellen, um die Qual des Überlebens zu überwinden. Verfolgte Politiker des Nationalsozialismus erhoben ihre Stimmen in der Öffentlichkeit, so schnell wie Nico Rost in seinem „Goethe in Dachau“ (1946), Erinnerungen, die irgendwie im selben Konzentrationslager entstanden.[38] Auch Opfer des Antisemitismus artikulierten ihren eigenen Diskurs in so unmittelbaren und notwendigen Veröffentlichungen wie Primo Levis Buch „Wenn das ein Mensch ist“ (1947). Es ist wahr, dass der redaktionelle Erfolg von Levis Memoiren nur langsam eintrat, da zunächst fast niemand den Überlebenden zuhören wollte, wie einige von ihnen berichteten: „Wer mich erwartete, hielten sich die Ohren zu. Wer konnte, wich mir aus“, schrieb Paul Steinberg.[39] Es ist wichtig, dies zu berücksichtigen, um die Größe des Zeugnisses der Holocaust-Überlebenden zu verstehen und den Mut derer zu würdigen, die es gewagt haben, dies mit starkem Widerstand zu tun. Zuhören und ihre Worte anzuerkennen ist von unschätzbarem Wert, was die europäische Gesellschaft ihnen immer noch schuldet.

Wenn es nicht einfach war, die Stimme für diese Überlebenden zu erheben, war es für die vom Nationalsozialismus verfolgten Roma Europas noch schwieriger, die in den Nachkriegsgerichten häufig mit denselben Personen als Experten konfrontiert wurden, die zuvor ihre Sterilisation, Plünderung oder Deportation befürwortet hatten. Sie haben auch bestätigt, dass die postnationalsozialistische Gesellschaft jahrzehntelang alltäglichen Leben eine Reihe traditioneller Vorurteile gegen sie bewahrt hat – Mieten, Jobs, Geschäfte, Beziehungen… – Vorurteile, die in ihrem Fall durch die Enthüllungen des Holocaust nicht in Frage gestellt worden waren. Vielen Menschen, die wie Philomena Franz ohne die heilende Hilfe des Wortes oder den Trost des Zeugnisses oder der Anerkennung weitermachen mussten, wurde Schweigen auferlegt. Die offizielle Misshandlung und das soziale Missverständnis verstärkten somit die Kommunikationsbarrieren, die die Folter dieser Überlebenden des Lagers verlängerten, indem sie ihnen nicht erlaubten, sich dem Schmerz zu stellen, den sie mit sich trugen. Es kam jedoch eine Zeit, in der Philomena Franz diese Stille brach.

[28] Sybil Milton verwendete zu Recht den Titel „Verfolgung der Überlebenden“ für eines ihrer Werke zu diesem Thema: „Persecuting the Survivors: The Continuity of ‚Antigypsysm’ in postwar Germany and Austria”, in Susan Tebbutt (Hrsg.): Sinti and Roma. Gypsies in German Speaking Society and Literature, New York-Oxford, Berghahn Books, 1998, S. 35-47.

[29] Informationen zu diesen beiden Sonderfällen sind zu finden in Emmanuel Filhol und Marie-Christine Hubert: Les Tsiganes en France. Un sort à part 1939-1946, Paris, Perrin, 2009; und Viorel Achim: The Roma in Romanian History, Budapest, Central European University Press, 1998.

[30] Das unerwartete Treffen mit ihrem Bruder mitten auf der Straße in München, in Philomena Franz: „Des mots: clés“, in L’amour a vaincu la mort, París, Petra, 2019, S. 244: „Von diesem Moment an waren wir zu dritt. Mein Bruder war ein guter Musiker. Er hat Klavier gespielt, ich habe gesungen und mein Mann hat Bass gespielt.“

[31] Die meisten Informationen über diese Phase im Leben von Philomena Franz stammen aus den Kapiteln, die Reinhold Lehmann nach einem Interview mit ihr zur ersten Ausgabe ihrer Memoiren hinzufügte (Zwischen Liebe und Hass). Ein Zigeunerleben, Freiburg, Herder, 1985); hier der Paginierung der Ausgaben von 1992 und 2001 gefolgt, die übereinstimmen: der „wilden Westen“ auf S. 95.

[32] Ebenda, S. 97 bzw. 98.

[33] Zitiert aus Wolfgang Benz: „Vom Vorurteil zum Massenmord: Die nationalsozialistische Verfolgung der ‚Zigeuner ‚”, in Philomena Franz: Zwischen Liebe und Hass…, S. 123 (Ausgabe 1992).

[34] Dieses Lager wurde geschaffen, um Berlin in Vorbereitung auf die Olympischen Spiele von 1936 von Roma zu „säubern“. Die Spiele galten als großes internationales Schaufenster des NS-Regimes und verurteilte viele Familien zu einem Leben in Elend und Ausbeutung vor den Deportationen, durch die sie später zu Konzentrations- und Vernichtungslagern im besetzten Polen gebracht wurden. Ein Bericht über die Kindheit in Marzahn ist zu finden in Otto Rosenberg: Das Brenglas, 1998.

[35] Diese Fälle und die Verlängerung spezifischer Anti-Roma-Gesetze in Thomas W. Neumann und Michael Zimmermman: „Postcript: Sinti and Roma in post-war Germany” in Walter Winter: Winter time…, S. 153-169. Eine aktualisierte Darstellung zu diesem Thema in Gilad Margalit: „The Justice System of the Federal Republic of Germany and the Nazi Persecution of the Gypsies“ in Anton Weiss-Wendt (Hrsg.): The Nazi Genocide of the Roma. Reassessment and Commemoration, New York – Oxford, Berghahn, 2013, S. 181-204.

[36] Philomena Franz an Reinhold Lehmann in Zwischen Liebe und Hass…, S. 102.

[37] Wolfgang Benz: „Vom Vorurteil zum Massenmord…“, S. 122 und S. 119 jeweils; die Unterstreichung erfolgte meinerseits.

[38] Nico Rost: Goethe en Dachau, Barcelona, ​​Contraescritura, 2016. In der Tat war dieser antifaschistische Kämpfer einer der ersten überlebenden politischen Gefangenen, der sich aufgrund seiner Begegnung mit dem Roma-Aktivisten Ionel Rotaru für die Sache der Roma-Opfer des Nationalsozialismus einsetzte, wie in „Het oudste volk“, Algemeen Handelsblad, 18. Mai 1963 deutlich wird. Mehr zu dieser Verbindung in María Sierra: „Creating Romanestán: a place to be Gypsy in Post-Nazi Europe”, European History Quarterly, Vol. 49(2), 2019, S. 272–292.

[39] Paul Steinberg: Chroniques d’ailleurs, Ramsay, 1996.

Die Pflicht, Zeugnis zu geben, und die schriftstellerische Arbeit

Tatsächlich war es eben das Darüber-Sprechen und Schreiben, das sie nach eigenen Angaben rettete. Auf diese Weise konnte sie sich endlich den Spuren des durch den Nationalsozialismus verursachten Schmerzes stellen und darüber hinaus erkennen, dass ihre Worte Auswirkungen auf andere haben konnten. Dass in Deutschland, ungeachtet des Leidens, das den Roma unter Hitler zugefügt wurde, in den 1970er Jahren noch traditionelle Vorurteile gegen Roma vorherrschten zeigt der Vorfall, der Philomena Franz veranlasste, das Wort zu ergreifen. Als eines ihrer Kinder in der Schule beleidigt wurde, weil es Roma war, fühlte sich Franz gezwungen, in der Schule mit Lehrern und Schülern zu sprechen und aus eigener Erfahrung zu erklären, was es bedeutet, Roma in Deutschland zu sein. Die Reaktionen der Kinder – Reue, Interesse, Solidarität – lösten ihren Wandel zu einer Erzählerin des Holocaust der Roma sowie zu einer Verteidigerin der Kultur ihres Volkes aus.

Der Weg war nicht einfach, sondern mit viel Leid gepflastert, denn wie sie selbst in diesen Memoiren erklärt, „Wir überlebenden sind gezeichnet“. In ihrem Fall kamen zu den Albträumen, die das Schrecken des Erlebten wiederholten, Angstzustände am Tag hinzu, die sie manchmal unter dem gequälten Gefühl, immer noch eine Gefangene zu sein, aus ihrem eigenen Haus fliehen ließen. Die Behandlung in einem Krankenhaus half ihr schließlich, das Schweigen zu brechen, in dem sie jahrzehntelang das durch den Nationalsozialismus und das anschließende Missverständnis verursachte Leid ertragen hatte. In einem Gespräch mit ihrem ersten Redakteur sagte sie, dass sie zunächst: „Ich habe geweint, konnte keinen Menschen ansprechen. Und dann habe ich langsam gesprochen und immer mehr. Es kam wie ein Wasserfall. Ich mußte über meine Leiden sprechen.“[40]

In dem Prozess, Schmerz durch Worte zu begegnen, sprach Philomena Franz nicht nur als Sprecherin ein anderes Publikum an, sondern wurde auch Schriftstellerin. Wie sie erklärte, als die Ausgabe ihrer Memoiren vorbereitet wurde, „Und ich schrieb in dieser Phase der Loslösung von der Depression auch meine Leiden nieder. So ist es zu verstehen, daß ich gesagt habe, ich habe dieses Manuskript unter Tränen und auf den Knien geschrieben.“[41] Das Schreiben verstärkte die heilende Arbeit durch die Bemühungen, eine Geschichte zu erzählen, um Zeugnis seitens derer zu geben, die sowohl Zeugen als auch Opfer von Folter waren, wie die durch die Verfolgung durch die Nazis verursacht wurde. In einem kürzlich geführten Interview nach den Bedingungen gefragt, denen sie beim Schreiben dieser Erzählung ausgesetzt war, sagte Franz, dass „zum Zerreißen war das“, aber auch „wirklich ein Durchbruch“.[42] Die Artikulation von Geschichten in Form von Memoiren, wie sie von Philomena Franz geschrieben wurden, ermöglicht es Überlebenden, an ihren Erinnerungen zu arbeiten, um zu versuchen, die dramatische und traumatische Wiederholung dessen zu überwinden, was sie erlitten haben (was der Albtraum so gut symbolisiert). Wie Dominick LaCapra betont hat, kann dank der Arbeit, die in die Organisation solcher Geschichten investiert wurde, eine mentale und emotionale Distanz zwischen dem, was in der Vergangenheit erlebt wurde, und dem, was in der Gegenwart zum Ausdruck kommt, geschaffen werden. Es ist eine Anstrengung, die es schafft, die Erinnerung mit einer bestimmten Heilkraft zu verfeinern, auch wenn es weit davon entfernt ist, das Leiden zu beenden.[43]

Darüber hinaus wurde Philomena Franz, indem sie sich der Geschichte ihres Leidens stellte, selbst zur Zeitzeugin, jemand, der anderen Zeugnis geben kann. Diese Funktion als Zeitzeuge ermöglicht es einem Überlebenden, als politischer und ethischer Akteur in seinem Umfeld zu agieren: sich als Stimme zu etablieren, die gegenüber potenziellen Gesprächspartnern Autorität bietet, um zu fordern, dass sie angesichts der Tatsachen, die nicht mehr zu bestreiten sind, Stellung zu beziehen; von der hörenden oder lesenden Öffentlichkeit eine Reaktion zu fordern, wenn Menschen von Wiedergutmachung für die Opfer und der Gefahr der Wiederholung der Geschichte sprechen. Als Philomena Franz beschloss, in die Schule ihres Sohnes und dann in andere Zentren zu gehen, um über ihre Erfahrungen als Roma zu berichten, platzierte sie sich bereits an diese Stelle. Die anschließende Vorbereitung und Veröffentlichung ihrer Memoiren festigte ihre Position nicht nur vor anderen, sondern auch vor sich selbst: Sie konnte Bilder aus ihren Albträumen nehmen und sie in eine Botschaft mit vielen sozialen Auswirkungen verwandeln. Die heilenden und bürgerlichen Funktionen unterstützen sich somit gegenseitig: Das Auschwitz-Tattoo, das Philomena Franz nicht von ihrem Arm entfernen möchte – obwohl es manchmal diejenigen, die es bemerken, unbehaglich macht. Es ist das beste Symbol, um diesen schmerzlichen Prozess zu verdeutlichen.

Zeugnis zu geben ist eine Pflicht, denn der Hauptzweck besteht darin, dass Geschehene bekannt zu machen und die Opfer nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, aber es ist auch ein Recht. In dieser Hinsicht sind diese Memoiren ein Anspruch auf Rechte von jemandem, der sich als Teil einer historisch missbrauchten Minderheit fühlt. Die Autorin bekräftigt dies entschieden in der Präsentation ihres Buches: „Wir alle haben ein Recht, auch heute noch über unser Leiden zu sprechen. Um uns selber wiederzufinden, um die Opfer zu ehren, um der heranwachsenden Generation zu sagen: So war es. So etwas soll nie wieder geschehen.“ Franz spricht vom Recht auf Trauer – das das Konzentrationssystem verweigerte. Vom Recht auf Anerkennung – das die deutsche postnationalsozialistische Regierung missachtete. Aber auch vom Recht auf Erinnerung. In diesem letzten Bereich stellt es seine Forderung als kollektives Recht dar und tut dies auf direkte und einfache Weise: „wir haben ein Recht, daß unsere Leiden einen Platz in der Geschichte finden.“ Die Aussage zielt ins Herz der Debatte um das Thema des historischen Gedächtnisses, die in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg vielmals eröffnet wurde, und ist eine starke Botschaft, die in den vielen Jahren, in denen die Verweigerung der Anerkennung von Roma-Opfern dominierte, schwer vorstellbar gewesen wäre.

Die Botschaft konnte jedoch in den späten 1970er Jahren Gestalt annehmen und ein Publikum gewinnen, als der Roma-Aktivismus zur Verteidigung der Rechte der Opfer des Nationalsozialismus an Fahrtwind aufnahm. Angesichts der Enttäuschung durch die Gerichte und Verwaltungsverfahren beschlossen einige Sinti-Organisationen in Deutschland und Roma-Sprecher aus anderen europäischen Ländern, ihre Beschwerden im öffentlichen Raum auf die Straße zu bringen: Wenn das Gesetz Ungerechtigkeiten nicht verstehen wollte, würden die Roma-Aktivisten dies tun. Sie machten es durch Demonstrationen, Erklärungen gegenüber der Presse und letztendlich durch politisches Handeln deutlich. Die Veranstaltung einer Gedenkfeier im Lager Bergen-Belsen im Jahr 1979 war ein erster Erfolg auf diesem Weg, bei der Roma-Sprecher aus verschiedenen Ländern mit Roma- und jüdischen Überlebenden sowie einige politische Vertreter zusammenkamen. Einige Monate später, im Jahr 1980, trat eine Gruppe von Sinti-Aktivisten im ehemaligen Lager Dachau in einen Hungerstreik, um die Anerkennung der Roma-Opfer des Holocaust zu fordern und um gegen die fortgesetzte Verwendung der NS-Strafakten durch die Polizei zu protestieren. Damit kam die erste offizielle Unterstützung einer deutschen Fraktion, der Sozialdemokratischen Partei.[44]

Die Memoiren von Philomena Franz wurden in diesem Kontext des beginnenden Wandels veröffentlicht. Mit ihnen erhob 1985 eine Überlebende des vom Nationalsozialismus begangenen Völkermords an den Roma zum ersten Mal auf diese Weise ihre Stimme und riskierte, ihr Zeugnis durch das geschriebene Wort zu fixieren und mit einer breiten Öffentlichkeit (und anonym) zu kommunizieren. Damit erlangte sie gegenüber der Mehrheitsgesellschaft den Status als Autorin.[45]

Im Jahr 2021 wird die 2001 erschienene Ausgabe seiner Memoiren gezeigt;

auf der Titelseite ein Foto von Philomena mit ihrem Sohn.

Einige Jahre später veröffentlichte Ceija Stojka 1988 die zweiten Memoiren, die unter den Überlebenden der Roma aufkamen. Aus ihrer Heimat Österreich hatte Stojka als Kind die Verfolgung und die nationalsozialistischen Lager gekannt. Als sie Jahre nach der Befreiung vor der Aufgabe stand, die erlittenen Erlebnisse zum Ausdruck zu bringen, griff sie sowohl auf die Schriftstellerei als auch auf die Malerei zurück. Das Werk, das den Einband dieses Buches illustriert, ist eine ihrer Kreationen. Diese ersten Schritte halfen dabei, einen Weg zu eröffnen, dem andere später gefolgt sind. Derselbe Wiener Verlag, der die Memoiren von Ceija Stojka veröffentlichte, gab sechs Jahre später die Memoiren ihres Bruders Karl heraus, der ein ähnliches Schicksal erlitten hatte.[46] Kurz danach, 1997, wurden die Memoiren von Lily van Angeren veröffentlicht, eine weitere überlebende deutsche Sinti, die nach der Befreiung aus den Lagern in die Niederlande geflüchtet ist und dort geheiratet hat.[47] 1998 und 1999 wurden die bereits erwähnten Memoiren von Otto Rosenberg und Walter Winter in deutscher Sprache herausgegeben. Diese Zeitleiste zeigt, dass es Roma-Frauen waren, die zuerst ihre traumatischen Erinnerungen konfrontierten und es als notwendig ansahen, das Persönliche in ein kollektives Recht zu verwandeln. Wie Philomena Franz uns erzählt, schrieb sie ihr Buch „als Zigeunerin vom Stamm der Sinti. Und als Frau“.

Franz war mit ihren Memoiren eine Pionierin unter den Erzählern des Roma-Holocaust, aber sie war auch eine der konsequentesten Verfechterinnen der Sinti-Kultur. In beiderlei Absicht wirkt die Form mit dem Hintergrund zusammen, weil sie es in ihren Geschichten schafft, die Roma-Erzähltradition und die mehrheitlich geschriebene Kultur zusammenzubringen, um die Hörer-Leser besser zu erreichen. Um was zu sagen? Franz ist sich klar über ihre Botschaft und schaut entschlossen in die Kamera, die ein Interview für einen Dokumentarfilm (derzeit in Produktion) aufzeichnet, um uns zu sagen: „Wenn wir hassen, verlieren wir, nur die Liebe kann uns retten.“[48] Dieses im Titel ihrer Memoiren deutlich hervorgehobene Bemühen, die besten Gefühle, zu denen der Mensch fähig ist, zu retten und triumphieren zu lassen, wurde von einem der ersten Glossatoren seines Handwerks in christlichen Begriffen interpretiert.[49] Ich denke, es kann auch als eine Mahnung verstanden werden, die die Autorin gegenüber dem Nationalsozialismus und seinen Erben vorbringt, vielleicht die radikalste von allen: das Recht der Überlebenden, Gefühle wiederzugewinnen, die Menschenwürde verleihen, genau die, die das Konzentrationssystem versuchte, systematisch als eine Form der totalen Herrschaft zu zerstören. Otto Rosenberg erinnert sich an die Unempfindlichkeit, die das System aufgrund seiner Gewöhnung an das Grauen auferlegte: „(…) Nicht einmal angesichts dieser Art von Szenen [Aufladen von Leichen für das Krematorium] fühlten wir etwas. Wir waren sozusagen unempfindliche Wesen geworden. Wir hatten keine Gefühle, nichts.“ [50] Emotionen zu beanspruchen – und Emotionen, die Würde verleihen – ist daher ebenso politisch wie die Inanspruchnahme eines Platzes im nationalen Gedächtnis.

So führte der Weg, der an der Schule ihres Sohnes begann, Philomena Franz dazu, einen Platz in der Roma-Tradition der Geschichtenerzähler zu finden: Einen Raum, den sie kurz darauf mit ihren 1982 veröffentlichten „Zigeunermärchen“ weiter ausbaute.[51] In diesen und anderen späteren Erzählungen verbindet Franz die Familienerfahrung des mündlichen Geschichtenerzählens am Lagerfeuer, das sie als Kind lernte, mit ihrem Status als Schriftstellerin und Erzählerin der Geschichte des Roma-Volkes, wobei die Grenzen zwischen beiden Genres verwischt wurden. Die Geschichten, die in dieser spanischen Ausgabe ihrer Memoiren enthalten sind, sind ein gutes Beispiel dafür. Jeder, der sie zusammen mit ihren Erinnerungen an den Holocaust liest, wird es zu schätzen wissen, dass diese magischen Geschichten eine alternative und kreative Möglichkeit sind, die Erfahrung des Völkermords an den Roma zu erzählen: die Käfige, die die Vögel in „Sonnegai“ einschließen, einer Geschichte mit einem Beginn von potenziell literarische Macht; die Gefahr einer schlechten Regierung und das Leid, das sie den Liebenden in „Malona“ zufügt; das Bedürfnis nach Schönheit und die Forderung nach Respekt vor der Natur hier und dort… sind Metaphern, die das Wesentliche der Kultur bewahren, die Philomena Franz verteidigt.

In dieser persönlichen Nachbildung der Roma-Tradition in der Geschichte entdeckte sie einen wirksamen Weg, um eines ihrer Hauptziele zu fördern, nämlich das respektvolle Zusammenleben zwischen Roma und Nicht-Roma. Indem sie mit ihren Geschichten die Werte der Kultur erklärt, in der sie aufgewachsen ist und an die sie weiterhin glaubt, hat sie versucht, die Stereotypen herauszufordern, die die Roma historisch stigmatisiert haben. Dies ist in der Tat einer der Schlüssel zur Lösung des Problems des Rassismus gegen Roma, da die negativen Bilder, die sich um die so bezeichneten Personen angesammelt haben, eine Dichte aufweisen, die schwer aufzulösen ist, wie Ian Hancock hervorgehoben hat. Seit der Ankunft der Roma in Europa und Amerika sind Jahrhunderte vergangen, in denen das Bild der Roma als jene „anderen“ konstruiert wurde, die sich radikal von „uns“ unterscheiden: von der Gitanilla von Cervantes bis zu Esmeralda von Victor Hugo, über Carmen von Mérimée und Bizet, um nur drei Fantasien um die täuschend romantisch dargestellte Zigeunerin zu nennen.[52] Die Aufgabe derer, die eine entgegengesetzte Geschichte erzählen wollen, ist immens, da es viele Darstellungen gibt, die sich in der kollektiven Vorstellungskraft überschneiden und sich in einem problematischen Bild des „Zigeuners“ kristallisieren, das einen großen normativen Nutzen hat: Es wird erstellt, um den „Nicht-Zigeunern“ beizubringen, was genau sie vermeiden müssen, was sie nicht sein dürfen. Philomena Franz zum Beispiel musste vor dem Schulpublikum erklären, dass sie keine Kinder stehlen, was sich daran erinnerten: „Aber meine Oma, meine Mutter hat gesagt, geh nicht zu den Zigeunern, die stehlen Kinder und nehmen dich mit.“[53]

Angesichts von Stereotypen, die von außen aufgebaut wurden, bieten die Geschichten der Autorin einen direkten Zugang zur Sinti-Kultur, die als eine eigene Kultur empfunden wird. Diese Geschichten erschienen nicht in den deutschen Ausgaben ihrer Memoiren von 1985 und 1992, sondern in der letzten Ausgabe von 2001, die von Philomena Franz persönlich veröffentlicht wurde. In dieser spanischen Version sind sie Teil einer redaktionellen Option, die so gestaltet ist, dass die Stimme der Autorin Vorrang vor möglichen Vermittlern hat. In der ersten Ausgabe ihrer Memoiren, die 1985 vom Herder-Verlag unter dem Titel „Zwischen Liebe und Hass: Ein Zigeunerleben“ veröffentlicht und in späteren Ausgaben erneut verlegt wurden, griff Reinhold Lehmann, ein Münchner Schriftsteller mit früheren Erfahrungen mit Zeugnissen von Holocaust-Überlebenden, inhaltlich ein. Lehmann fügte den Erzählungen von Franz eine Reihe kurzer Kapitel hinzu, in denen das Leben der Autorin nach 1945 beschrieben wurde. Diese Kapitel verwirren den Leser, weil sie den Stil von Franz imitieren. Obwohl sie in der dritten Person erzählt werden, erscheinen nur am Ende des letzten Kapitels die Initialen R.L. Lehmann hinterlässt allerdings eine deutlichere Aufzeichnung seiner Anwesenheit in dem von ihm hinzugefügten Nachwort mit dem Titel „Der Bericht eines Opfers“. Darüber hinaus veröffentlichte der Herder-Verlag 1992 eine zweite Ausgabe von „Zwischen Liebe und Hass“, in der die Lehmann-Texte beibehalten und die oben genannte von Wolfgang Benz erstellte Studie ergänzt wurden. Philomena Franz war 2001 bereit als eine der Hauptstimmen bei der Verteidigung der Rechte der Roma in Deutschland und Europa anerkannt (mit Auszeichnungen wie dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland 1995 oder der „Women of Europe “ im Jahr 2001), und die Autorin ergriff daher die Initiative, ihre Memoiren neu zu veröffentlichen sowie die Erzählungen und die „Herbstliche Impressionen“ hinzuzufügen. In dieser spanischen Ausgabe wurde entschieden, diese Erzählungen beizubehalten und im Gegenteil die Interventionen von Lehmann und Benz nicht einzubeziehen.

Die vorliegende spanische Ausgabe hat auch eine eigene interne Geschichte, deren Ursprung die Auswirkung ist, die das Lesen der Memoiren von Philomena Franz auf mich hatte, als ich in eine Arbeit über den Völkermord an den Roma vertieft war. Den Impuls, mich mit ihr in Verbindung zu setzen, verdanke ich Juan Pro, der mir auch in anderen entscheidenden Momenten dieses redaktionellen Projekts geholfen hat. Da der Prozess der Vorbereitung und Veröffentlichung viele Monate gedauert hat, ist die Hintergrundgeschichte bereits in Episoden aller Art weit verbreitet. Sie kann jedoch in zwei Punkten zusammengefasst werden. Der erste ist die enorme Großzügigkeit von Philomena Franz, die sich nicht nur freiwillig gemeldet hat, um in diesem redaktionellen Abenteuer mitzuspielen, sondern uns immer über das hinausgeführt hat, was erwartet wurde: Ihr „frag mich mehr“ symbolisiert die Beharrlichkeit des Gebots, Zeugnis über den Holocaust zu geben, unter dem ihr Volk gelitten hat.

Während eines Interviews bei ihm zu Hause,

im Jahr 2021, für die Produktion des Dokumentarfilms von David Navarro.

Nur meine Bewunderung für sie ist größer als meine Dankbarkeit. Der zweite Punkt enthält eine weitere Anerkennung, die in diesem Fall an zwei Kollegen gerichtet ist, ohne deren Arbeit und Einfühlungsvermögen es nicht möglich gewesen wäre, dieses Projekt zu verwirklichen: Ich möchte Sidonia Bauer, Übersetzerin der Memoiren ihrer Freundin Philomena ins Französische, für all die Hilfe danken, ebenso wie meiner Freundin Virginia Maza, die viel mehr Arbeit in diese Ausgabe gesteckt hat als ihre sorgfältige Übersetzung vom Deutschen ins Spanische. Obwohl ich mit einem weiteren Dank das Versprechen breche, diesen Verlagsprozess in zwei Punkten zusammenzufassen, möchte ich auch Raúl Usón (Xordica) dafür danken, dass er sich so persönlich für dieses Buch engagiert hat.

Als Verantwortlicher für die Ausgabe muss ich nur den Wunsch erfüllen, keine Vermittlung meinerseits hinzuzufügen, wenn dies möglich wäre. Es ist nicht möglich, obwohl ich redaktionelle Entscheidungen getroffen habe, die es anstreben. Die Aufnahme dieser abschließenden Abhandlung ist sowohl auf den Respekt zurückzuführen, den Philomena Franz verdient, als auch auf ihre Bitte, ihre Geschichte weiterzuerzählen. Um diese Seiten abzuschließen, die ihrer Person gewidmet sind, kann ich zumindest versuchen, meine Präsenz zu verringern, indem ich Worte verwende, die Reinhold Lehmann bereits gesagt hat, wenn er über die Bedeutung dieser Erinnerungen im Kontext des Weiterbestehens des Antiziganismus nachdenkt:

„(…) Deshalb ist dieses Buch ein politisches Buch, obwohl es dem Leser vielleicht im ersten Augenblick gar nicht erscheint. Immerhin, es stellt uns Fragen, auch 45 Jahre nach der Befreiung des Lagers Auschwitz und anderer Massenvernichtungslager.“[54]

75 Jahre später ist diese Beobachtung immer noch beunruhigend relevant, obwohl wir jetzt viel mehr über den Völkermord an den Roma unter dem Nationalsozialismus wissen – oder vielleicht gerade deshalb. Mit der Unterstützung dieser spanischen Ausgabe ihres Buches arbeitet Philomena Franz als Zeugin des Holocaust weiterhin daran, damit wir Leser und Leserinnen uns weiterhin Fragen stellen.

María Sierra.

[40] Philomena Franz an Reinhold Lehmann in Zwischen Liebe und Hass…, S. 101.

[41] Ebenda.

[42] Interview mit Philomena Franz, 21.01.2021.

[43] Dominick LaCapra: Representing the Holocaust. History, theory, and trauma, Cornell UP, 1996.Do

[44] Informationen zu diesen Prozessen finden Sie in Anton Weiss-Wendt (Hrsg.): The Nazi Genocide of the Roma…

[45] Nach mehreren Ausgaben ihrer Memoiren in den Jahren 1985, 1992 und 2001 veröffentlichte sie in jüngerer Zeit einen Gedichtband (Tragen wir einen Blütenzweig im Herzen, so wird sich immer wieder ein Singvogel darauf niederlassen, 2012) und ein weiteres Buch, in dem sie ihre Erinnerungen in freier Form wieder aufgreift (Stichworte, 2017). Es gibt eine vollständige Ausgabe der Werke von Philomena Franz in einem einzigen Band in französischer Sprache (L’amour a vaincu la mort…) mit einem Vorwort von Sidonia Bauer, aber bisher gibt von keinem der Werke eine spanische Ausgabe.

[46] Ceija Stojka: Wir Leben im Verborgenen…, Karl Stojka: Auf der ganzen Welt zuhause: Das Leben und Wandern des Zigeuners, Wien, Picus, 1994.

[47] Mit ursprünglicher Veröffentlichung auf Niederländisch (Lily: het unieke levensverhaal van een zigeunerin, Amsterdam, Forum, 1997) wurden sie einige Jahre später unter dem Titel „Polizeilich zwangsentführt“ ins Deutsche übersetzt. Das Leben der Sintizza Lily van Angeren-Franz (Hildesheim, Gebrüder Gerstenberg, 2004).

[48] Mein holocaust, Philomena Franz, by David Navarro (2021).

[49] Michael Albus: Philomena Franz. Die Liebe hat den Tod besiegt. Düsseldorf, Patmos, 1988.

[50] Otto Rosenberg: Un gitano en Auschwitz…, p. 86.

[51] Philomena Franz: Zigeunermärchen, Bonn, Europa-Union Verlag, 1982.

[52] Ian Hancock: The Pariah Syndrome: An account of Gypsy slavery and persecution, Ann Arbor – Michigan, Karoma, 1997. Eine sehr vollständige Analyse dieser Stereotypen im Fall von Spanien, verstanden als Kreuzung europäischer Trends, in Lou Charnon-Deutsch: The Spanish Gypsy. The History of a European Obsession, Pennsylvania State University Press, 2004.

[53] Zwischen Liebe und Hass…, S. 104. Die Fähigkeit der Kinderliteratur, dieses kriminelle Bild für Bildungszwecke zu schaffen, in Jean Kommers: ¿Robo de niños o robo de gitanos? Los gitanos en la literatura infantil, Sevilla, Universität Sevilla, 2016. (Kinderroof of zigeunerroof? Zigeuners in Kinderboeken”, 1993).

[54] „Nachwort von Reinhold Lehmann“, in Zwischen Liebe und Hass…, S. 107.

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